Die Samtgemeinde damals und heute

Bereits vier Jahrtausende vor Christi Geburt war das Gebiet der heutigen Samtgemeindebesiedelt.
Davon legen die beiden Großsteingräber in Reckum, zahlreiche Hügelgräber und Bodenfunde sowie die
beiden "Sonnensteine" von Harpstedt und Beckstedt Zeugnis ab. Diese Findlinge zeigen auf der flachen
Vorderseite um einen Punkt 12 (Harpstedt) bzw. 11 (Beckstedt)konzentrische Ringe.
Sie sind vermutlich vorgeschichtliche Zeichen der Sonnenverehrung.

Der "Harpstedter Rauhtopf", ein bis auf einen durch Fingernageleindrücke hergestellten Wellenrandfast
schmuckloses Tongefäß mit rauhem Lehmbewurf, hat einer Vorgeschichtsperiode den Namen gegeben.

Der Raum der Samtgemeinde wurde ab etwa 800 von Bremen aus christianisiert und unterstand in geistlicher
Hinsicht bis zum Ende des 15. Jahrhunderts den Bremer Erzbischöfen.
Als Lehensherren belehnten diese im Jahr 1360 die Grafen von Hoya mit dem Schloss zu Harpstedt.
1203 erschien zum ersten Mal der Name "Harpenstede" urkundlich. 1396 erhielt Harpstedt von den Hoyaner Grafen
das Weichbildrecht. In der damaligen Zeit konnte sich jedoch Harpstedt nicht entwickeln, da es in den nächsten
150 Jahren als Pfand- und Tauschobjekt mehrfach den Landesherrn wechselte.

Von 1458 bis 1463 regierte im Harpstedter Schloss Graf Moritz, ein Bruder König Christians I. von Dänemark.
Nach Jahrzehnten münsterischer Herrschaft wurde Harpstedt 1547 von Graf Anton I. von Oldenburg und Delmenhorst erobert,
im selben Jahr wurde das Harpstedter Gebiet lutherisch. Aufgrund alter Verträge kam Harpstedt 1667 nach Braunschweig-Lüneburg
und später zum Kurfürstentum Hannover, dessen Herrscher von 1714 bis 1837 gleichzeitig Könige von Großbritannien waren.

1739 zerstörte eine Feuersbrunst den Flecken Harpstedt (heute größte Mitgliedsgemeinde der Samtgemeinde Harpstedt)
bis auf 25 Häuser (von 114 Häusern 89 abgebrannt, dazu Kirche, Pfarrhäuser und Vorhof des Schlosses).
Beim Wiederaufbau wurden die breiten, rechtwinklig zueinander verlaufenden Straßen angelegt. Sie dienten damals der Feuersicherheit
und kommen heute dem Verkehr zugute. In den Jahren 1741 bis 1744 wurde auf den Fundamenten des wegen Baufälligkeit abgebrochenen
Schlosses der heutige "Amtshof" - Sitz der Verwaltung- errichtet. Die evangelische Christuskirche am Marktplatz wurde 1753 geweiht.

Bis 1859 war Harpstedt Hauptort des gleichnamigen Amtes, das fast genau der heutigen Samtgemeinde entsprach.
Es lag jedoch abseits der großen Handelswege. Erst 1848 erhielt Harpstedt eine regelmäßige Postverbindung.
Im Jahr 1912 wurde die Delmenhorst-Harpstedter Eisenbahn in Betrieb genommen.

Im Zweiten Weltkrieg erlitt Harpstedt schwere Zerstörungen. Nach dem Krieg wurde die Samtgemeinde für viele Vertriebene aus
Schlesien, West- und Ostpreußen, Bessarabien und anderen Gebieten zur neuen Heimat.
Für die katholischen Mitbürger unter ihnen entstand 1961/62 eine eigene Kirche. In den Jahren 1965 bis 1974 bildete sich die heutige Samtgemeinde,
in der die ehemals 14 Gemeinden ihres Gebietes in den jetzt achtselbständigen Gemeinden Harpstedt, Beckeln, Colnrade, Dünsen, Groß Ippener,
Kirchseelte, Prinzhöfte und Winkelsett zusammengeschlossen sind. Groß und Klein Köhren, Reckum,Horstedt, Klein Henstedt und Klosterseelte
verloren ihre Selbständigkeit.
Im Zuge der Kreis- und Gebietsreform wurde die Samtgemeinde Harpstedt am 1. August 1977 aus dem Landkreis Grafschaft Hoya ausgegliedert
und gehört seitdem zum Landkreis Oldenburg, Regierungsbezirk Weser-Ems.

Der Flecken Harpstedt ist Grundzentrum und Schwerpunktort des Samtgemeinderaumes.

Positiv für die wirtschaftliche Weiterentwicklung der Samtgemeinde Harpstedt ist das Vorhandensein ausgezeichneter Verkehrsverbindungen zu den
deutschen und europäischen Märkten. Durch das Gebiet der Samtgemeinde Harpstedt verläuft die Bundesautobahn "Hansalinie" Hamburg-Bremen-Osnabrück-Münster-Ruhrgebiet.
Durch den Autobahnanschluss Groß Ippener ist das Gebiet der Samtgemeinde Harpstedt bei Groß Ippener hervorragend an diese überregionale Hauptverkehrsader angeschlossen.
Hier ist in den letzten Jahren ein neues Gewerbegebiet mit direktem BAB-Anschluss erschlossen worden.

Vier durch das Samtgemeindegebiet verlaufende Landesstraßen sowie elf Kreisstraßen, zusammen mit einem kommunalen Straßennetz von ca. 300 km,
ordnen Harpstedt und sein Gebiet gut in das überörtliche Verkehrsnetz ein. Flughafen und Hafennähe (29 km bis Bremen, 100 km bis Bremerhaven),
vervollkommnen die Verkehrsinfrastruktur und machen Harpstedt zu einem attraktiven Standort auf dem Verkehrssektor.

Neben der Landwirtschaft ist im Hauptort die Industriestruktur gut differenziert. Es treten besonders folgende Branchen hervor: elektronische Industrie,
Kunststoffverarbeitung, Maschinenbau, holzbearbeitende Industrie.

Harpstedt verfügt außerdem über eine leistungsfähige handwerkliche Struktur auf breiter Grundlage.

Harpstedt hat ein Schulzentrum mit Sporthallen, Erholungs-, Spiel- und Sportanlagen, ein reges Vereinswesen, leistungsfähige Einzelhandelsgeschäfte
und viele sonstige gewerbliche Unternehmen. Erholungs- und Fremdenverkehrseinrichtungen, ein beheiztes großflächiges Freibad, vielfältige Anlagen
für den Erholungssport, Reithallen, Reitplätze, Tennisplätze und ein weitläufiges Wanderwegenetz erhöht die Attraktivität des Grundzentrums Harpstedt.

Durch vielfältige Bemühungen und Unternehmungen auf dem Fremdenverkehrssektor ist abzusehen, dass sich das Grundzentrum Harpstedt sowie das
Gebiet der Samtgemeindekontinuierlich weiterentwickeln.